Die Fotografin

Kino
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Datum: So, 27. Okt 2024 20:30

 

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Als Frau mittleren Alters kämpft Lee Miller (Kate Winslet) mit aller Kraft dagegen an, lediglich als ehemaliges Model und Muse für den Avantgarde-Fotografen Man Ray (Sean Duggan) in Erinnerung zu bleiben. Sie will mit der Liebe ihres Lebens Kunsthändler Roland Penrose (Alexander Skarsgård) zusammen sein und zieht mit ihm in dessen Heimatstadt London, während die Nazis bereits ein europäisches Land nach dem anderen überfallen. Miller heuert bei der britischen Vogue zunächst als Modefotografin an, hat jedoch schon bald wieder genug davon. Denn auch dieser Job wird von Männern diktiert, Frauen sollen gefälligst ihre Pflicht erfüllen. Sie will raus aus diesem System – und ausgerechnet als Kriegsfotografin an die Front. Mithilfe ihrer Chefredakteurin Audrey Withers (Andrea Riseborough) stellt sie einen entsprechenden Antrag – der jedoch abgewiesen wird, weil sie eine Frau ist. Die Amerikaner nehmen sie jedoch mit offenen Armen. Doch der Weg alleine in den Krieg ist nicht gerade ungefährlich…

Routiniert erzählt

Lee Miller war eine starke Persönlichkeit, die sich nichts sagen ließ und zahlreiche Liebschaften hatte. Irgendwann wollte sie nicht mehr nur selbst auf Fotos verewigt werden und als Inspirationsquelle für surrealistische und expressionistische Künstler herhalten, sondern selbst kreativ werden und hinter der Kamera ihre Sicht auf die Welt festhalten. Mit einem exzellenten Gespür für interessante Motive kämpfte sie dafür, als Fotografin ernst genommen zu werden. „Die Fotografin“ setzt allerdings bereits etwas nach dem emanzipatorischen Schritt ein. So zeigt zwar ein erster Rückblick Miller in ihrer Zeit in Frankreich, wo sie nach eigenen Angaben vor allem Alkohol konsumierte, Sex hatte und Fotos schoss. Doch dann wird sehr schnell ihr Ehemann eingeführt und es geht als Modefotografin weiter nach London.

Mit der Bombardierung Großbritanniens gewinnen andere Motive immer mehr an Relevanz, bis in ihr schließlich der Entschluss reift, selbst an die Front zu gehen. Als Frau wäre ihr dies in Großbritannien eigentlich gar nicht möglich gewesen, nur ihre amerikanische Staatsbürgerschaft sorgt dafür, dass sie eine Erlaubnis für die hochriskante Tätigkeit ausgestellt bekommt. Eingerahmt von einer uninspirierten Interviewhandlung, die zum Ende hin noch eine unnötige Wendung bereithält, werden Lee Millers Lebensstationen routiniert-chronologisch erzählt. Erst im letzten Drittel, als Miller und Sherman kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges das wahre Ausmaß der Zerstörung und des Leids zu begreifen beginnen, bekommt der Film eine wirkliche emotionale Tiefe. Da kommt dann auch Winslets schauspielerisches Können vollends zur Geltung.

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Marion Cotillard hat zwar nur eine kleine Rolle, holt aus dieser aber alles raus.

Winslet verkörpert Lee Miller als facettenreiche Frau, die mit großer Entschlossenheit auftritt, aber auch von inneren Kämpfen und einer permanenten inneren Unruhe getrieben wird. Sie überzeugt als schroffe, unangepasste Fotografin, welche die Gräuel des Krieges mit ihren Fotografien festhält und die Schreckensbilder selbst nie wieder wirklich abschütteln können wird. Sie lässt das Publikum dabei auch an Millers Begeisterung für Bildgestaltung teilhaben. So leuchten ihre Augen, wenn ihr eine neue Motividee kommt und sie voller Konzentration die Bildbestandteile anordnet oder Instruktionen gibt, bevor sie das gewünschte Szenario mit ihrem Fotoapparat festhält.

Einige der wichtigsten Miller-Fotografien werden in „Die Fotografin“ eins zu eins nachgestellt und lassen sich dann später im Abspann nochmal mit den Originalaufnahmen vergleichen. So etwa das ikonische Foto, das die Fotografin in der Badewanne in der Villa Adolf Hitlers nach der Befreiung Münchens zeigt. Ein Motiv, das ihre oftmals ironischen Brechungen und Spiele mit surreal erscheinenden Kombinationen beispielhaft zum Ausdruck bringt.

Blasse Männer, starke Frauen

Weder Millers Affären noch ihre Beziehung zu Roland Penrose spielen in Ellen Kuras‘ Film eine besondere Rolle. So bleiben die Männerfiguren allgemein eher blass. Alexander Skarsgård („The Northman“) hat wenig zu tun, während der sonst auf Komödien spezialisierte Andy Samberg („Der Chaos-Dad“) sich in seiner dramatischen Rolle als Millers Vertrauter an der Kriegsfront zumindest wacker schlägt. Weitaus spannender erweist sich Millers streitbare Beziehung zur britischen Vogue-Chefin Audrey Withers, in der sie eine ebenbürtige Gesprächspartnerin findet.

Ihre Diskussion rund um die Veröffentlichung der erschreckenden KZ-Bilder in Großbritannien ist voller Kraft und Dramatik und lässt Winslet zur Höchstform auflaufen. Den hochkarätigen französischen Schauspielerinnen wird in ihren Nebenrollen nur sehr wenig Screentime eingeräumt: Dabei weiß vor allem Marion Cotillard („Inception“) in einer ihrer wenigen Szenen als gebrochene Frau aufzutrumpfen und verdeutlicht mit ihrer Verzweiflung eindrücklich, dass insbesondere die psychologischen Wunden des Krieges nicht einfach mit dessen Ende verheilen werden.

Fazit: Ellen Kuras‘ „Die Fotografin“ erweist sich als routiniert umgesetztes, traditionelles Biopic mit einer herausragenden Kate Winslet in der Rolle der titelgebenden Lee Miller, die mit ihren erschütternden Kriegsfotos zentrale Zeitdokumente gegen das Vergessen schuf.

 

Genre:
Biopic, Drama
Regie:
Ellen Kuras
Darsteller:
: Kate Winslet, Andy Samberg, Alexander Skarsgård
Filmlänge (min):
117
Altersfreigabe:
FSK ab 12 freigegeben
Produktionsland:
England
Erscheinungsjahr:
2024

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