Mickey 17
Kino

Datum: Do, 3. Apr 2025 20:30
Alle Termine:
- Fr, 28. Mär 2025 18:00
- So, 30. Mär 2025 18:00
- Mo, 31. Mär 2025 18:00
- Di, 1. Apr 2025 18:00
- Mi, 2. Apr 2025 18:00
- Do, 3. Apr 2025 20:30
- Fr, 4. Apr 2025 20:30
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- Mo, 7. Apr 2025 20:30
- Di, 8. Apr 2025 20:30
- Mi, 9. Apr 2025 20:30
Bei der Kolonisation des Eisplaneten Nilfheim hat Mickey 17 (Robert Pattinson) die Aufgabe der Expeditionscrew zu helfen – vor allem bei den Jobs, die gefährlich sind. Denn Mickey hat einen Vorteil: Er ist ersetzbar. Wenn er stirbt, wird einfach der nächste Klon produziert, der nicht nur seine bisherigen Erinnerungen hat, sondern auch die Arbeit nahtlos fortsetzen kann. Doch als Mickey eines Tages für kurze Zeit vermisst wird, entdeckt er, dass Mickey 18 schon an den Start gebracht wurde. Doch Mickey 17 will nicht sterben. Er muss also seinen Klon geheim halten. Doch zudem wird auch das Leben auf Nilfheim immer gefährlicher, weil die Mission zu scheitern droht, sich die Nahrung dem Ende neigt und die einheimische Bevölkerung nicht gut auf die neuen menschlichen Nachbarn zu sprechen sind. Mickey 17 muss also in diesem Umfeld überleben – und das als Wegwerfklon...
Basiert auf dem Roman „Mickey7“ von Edward Ashton aus dem Jahr 2022.
Auf der Leinwand stirbt der Weltraum-Kolonialist Mickey (Robert Pattinson) im Vergleich zur 2022 veröffentlichten Romanvorlage von Edward Ashton zehn extra Tode: Bong Joon-ho hat nun mal eine geradezu diebische Freude daran, das wiederholte Abkratzen seines ersetzbaren Protagonisten möglichst trockenhumorig in Szene zu setzen. So wird aus „Mickey 7“ im Kino kurzerhand „Mickey 17“ – und der arme Titelheld muss noch ein paar Mal mehr erfrieren, ersticken oder sich von radioaktiver kosmischer Strahlung verbrennen lassen.
Sechs Jahre nach seinem überraschenden Oscar-Abräumer „Parasite“ kehrt der südkoreanische Meisterregisseur („The Host“) mit einer Sci-Fi-Satire zurück, die dem Publikum ihre kapitalismuskritische und anti-kolonialistische Message zwar mit dem Holzhammer einhämmert, aber nichtsdestoweniger bestens unterhält. Das liegt neben der üblichen inszenatorischen Brillanz des „Memories Of Murder“-Masterminds dieses Mal vor allem an Robert Pattinson, der hier nicht nur die Rolle, sondern sogar die Rollen seines Lebens verkörpert.

Weil er seinem zwielichtigen besten Kumpel Timo (Steven Yeun) geglaubt hat, dass Macarons Burgern den Rang als Fast Food Nr. 1 ablaufen werden, steckt Mickey Barnes (Robert Pattinson) bei einem mordlüsternen Geldleiher bis zum Hals in Schulden. Sein einziger Ausweg: die eh kurz vor dem Exitus stehende Erde zu verlassen. Aber warum sollte die Niflheim-Expedition des ehemaligen Abgeordneten Kenneth Marshall (Mark Ruffalo) ausgerechnet ihn mitnehmen, so ganz ohne besondere Fähigkeiten? In seiner Not verpflichtet sich Mickey, ohne das Kleingedruckte richtig zu lesen, als sogenannter „Expendable“.
„Expendables“ sind, wie es der Name schon sagt, „ersetzbar“. Es ist also ganz egal, wenn er bei besonders gefährlichen Einsätzen oder als menschliches Versuchskaninchen ums Leben kommt. Stirbt ein Mickey, wird einfach direkt der nächste „ausgedruckt“ – sofort einsatzbereit und mit den Erinnerungen seines Vorgängers ausgestattet. 16 Mal ist Mickey 17 also schon gestorben, und eigentlich hat es ihn jetzt auch schon wieder erwischt. Als Mickey 17 aber wie ein Wunder doch überlebt, ist Mickey 18 schon gedruckt – und wenn es zu sogenannten „Multiples“ kommt, dann werden auf der Stelle alle von ihnen ausgelöscht…
Was ist besser als Robert Pattinson?
Erst kürzlich hat Robert Pattinson sich wieder einmal beklagt, dass ihn Leute weiterhin auf seine „Twilight“-Rolle als Edward Cullen reduzieren – und tatsächlich stammen drei der vier Filme, für die er laut der iMDB am bekanntesten ist, auch heute noch aus dem „Twilight“-Universum (der vierte ist „The Batman“). Seine Frustration ist vor allem deshalb verständlich, weil er sich im Anschluss an seinen Durchbruch als Glitzer-Vampir ja tatsächlich eine mehr als beeindruckende Indie-Filmografie mit Regisseur*innen wie David Cronenberg („Cosmopolis“), Werner Herzog („Königin der Wüste“), Robert Eggers („Der Leuchtturm“), den Safdie-Brüdern („Good Time“) und sogar Claire Denis („High Life“) erarbeitet hat.
Die überwiegende Zahl seiner Performances ist nicht nur verdammt gut, sondern oft auch ausgesprochen uneitel. Aber was das angeht, krönt „Mickey 17“ nun eine ebenso herausragende wie ungewöhnliche Karriere: Nicht nur ist die Mehrfach-Rolle tricktechnisch makellos umgesetzt, Pattinson ist sich auch nicht zu schade, mit Mickey 17 einen ängstlichen Naivling und mit Mickey 18 einen berechnenden Opportunisten zu verkörpern. Was selbstironischen, staubtrockenen Humor angeht, ist er mit seinem Regisseur jedenfalls absolut auf einer Wellenlänge. Also ja, 18 Robert Pattinsons sind tatsächlich noch besser als es ein Robert Pattinson (in den meisten Fällen) ohnehin schon ist.

Wenn Bong Joon-ho etwas wirklich am Herzen liegt, dann hält er damit auch nicht hinter den Berg – und das gilt noch mal besonders für seine Sci-Fi-Filme: Wie schon die Stände-Allegorie in „Snowpiercer“ oder die Tierwohl-Anklage in „Okja“ haut er einem auch den antikapitalistischen (Sub-)Text von „Mickey 17“ mit Schmackes um die Ohren. Mit „Starship Troopers“ gab es vor 28 Jahren schon mal einen Sci-Fi-Film über den Kampf der Menschen gegen überdimensionierte Alien-Insekten – und damals hat mehr als die Hälfte des Publikums (inklusive der zeitgenössischen Filmkritik) überhaupt nicht kapiert, dass Paul Verhoeven sein Sci-Fi-Massaker natürlich als antifaschistisches Manifest angelegt hat.
So ein Missverständnis wird sich also bei „Mickey 17“ ganz, ganz sicher nicht wiederholen. Aber während Bong Joon Ho seine zentrale Message alles andere als subtil präsentiert, ist es vor allem die perfide Beiläufigkeit, mit der er all die kleinen Gemeinheiten, Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten präsentiert, die „Mickey 17“ einen solch hohen Unterhaltungswert verleihen: Die Leute haben die Idee des „ersetzbaren“ Menschen bereits so sehr verinnerlicht, dass sie nicht einmal mehr die kleinsten Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen, um einen der Mickeys zu retten – schließlich ist es leichter, einfach die nächste Nummer auszudrucken.
Endlich mal wieder richtig gute Effekte!
An zumindest an einer Stelle hätte Bong Joon Ho ruhig sogar noch mehr auf die Kacke hauen dürfen – und vielleicht merkt man an dieser Stelle auch, dass der Film vor seiner Veröffentlichung schon ungewöhnlich lange abgedreht war: Mark Ruffalo hat sich bei seiner Performance mit falschem Strahle-Gebiss u. a. von Donald Trump inspirieren lassen – aber da hat die Realität die Fiktion inzwischen längst überholt. Ganz anders übrigens bei den Effekten, denn da ist „Mickey 17“ trotz der überlangen Produktionsdauer absolut auf Höhe der Zeit.
Wo immer mehr Blockbuster auch jenseits der 250-Millionen-Dollar-Budget-Marke aussehen wie CGI-Matsch, holt Bong Joon-ho aus einem kolportierten Budget von 80 bis 115 Millionen Dollar verdammt gute Animationen heraus. Das gilt vor allem für die indigene Bevölkerung von Niflheim, die offenbar überdimensionierten Bärtierchen nachempfunden ist. Wie schon bei den Nilpferden in „Okja“ ist das Design schon irgendwie verstörend bis furchteinflößend – und im selben Moment doch auch verdammt niedlich.
Fazit: „Mickey 17“ präsentiert seine Moral von der Geschicht‘ alles andere als subtil, und Mark Ruffalos Trump-Parodie wirkt in der aktuellen Situation fast schon ein wenig zu harmlos. Aber Bong Joon-hos patentierter schwarzer Humor und ein multipel-brillanter Robert Pattinson machen die Sci-Fi-Satire trotzdem zu einem Höhepunkt des Genres.
Genre:
Action, Komödie, Sci-Fi
Regie:
Bong Joon Ho
Darsteller:
Robert Pattinson, Naomi Ackie, Steven Yeun
Filmlänge (min):
137
Altersfreigabe:
FSK ab 12 freigegeben
Produktionsland:
USA
Erscheinungsjahr:
2025
Trailer
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