Megalopolis
Kino
Datum: Di, 5. Nov 2024 20:30
Alle Termine:
- Do, 24. Okt 2024 18:00
- So, 27. Okt 2024 18:00
- Mo, 28. Okt 2024 18:00
- Di, 29. Okt 2024 18:00
- Mi, 30. Okt 2024 18:00
- Fr, 1. Nov 2024 20:30
- So, 3. Nov 2024 20:30
- Mo, 4. Nov 2024 20:30
- Di, 5. Nov 2024 20:30
- Mi, 6. Nov 2024 20:30
Macht, Geld und Gier sind der Niedergang der Menschheit – das zeigt ein Blick in die Geschichte und auch auf New Rome. Einst schillernde Metropole, heute ein Moloch der Korruption mit den nur noch im Rückspiegel erkennbaren besten Zeiten. Die prunkvolle Architektur zerfällt mehr und mehr, der Untergang New Romes scheint unausweichlich und nur noch eine Frage der Zeit. Doch damit will sich Cäsar Catiling (Adam Driver) nicht abfinden. Der Künstler, nobelpreisgekrönter Erfinder und Visionär hat nicht nur einen Traum, sondern auch einen tatsächlichen Plan, wie New Rome wieder zu alter Stärke zurückfinden könnte. Wem das gar nicht passt, ist Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito). Veränderung und Fortschritt würden an seinem Thron kratzen. Er will jedoch um jeden Preis am Status Quo, also seiner Macht und seinem Reichtum festhalten. Doch ausgerechnet seine Tochter Julia (Nathalie Emmanuel) scheint als dessen Geliebt an der Seite Cäsars zu stehen. Ein erbitterter Kampf um Macht, Zukunft und die Liebe entbrennt…
Traumprojekt von Meisterregisseur Francis Ford Coppola („Der Pate“, „Apocalypse Now“), das mehr als zehn Jahre lang auf Eis lag, bis die Kameras endlich rollen konnten.
Francis Ford Coppola hatte die Idee zu seinem Science-Fiction-Epos, das den Niedergang des Alten Rom in einem New York der Zukunft neu verhandelt, bereits Anfang der 1980er Jahre – also gar nicht lange nach seinen bahnbrechenden Meisterwerken „Der Pate“, „Der Pate 2“ und „Apocalypse Now“. Aber das Projekt kam trotz dieser Hits im Rücken nicht zustande. Stattdessen musste Coppola in den Neunzigern nach mehreren Flops (u.a. „One From The Heart“) Auftragsarbeiten wie „Jack“ oder „Der Regenmacher“ annehmen und schließlich sogar einen Teil seines wertvollen Weingutes verkaufen, nur um das Budget von 120 Millionen Dollar selbst vorschießen zu können. Das Ergebnis ist ein Film, der mehr als 40 Jahre lang im Kopf seines genialen Schöpfers gor – und vermutlich dauert es für das Publikum nun ähnlich lange, all das zu verdauen.
Caesar Catalina, der Erfinder des unzerstörbaren neuen Werkstoffs Megalon, plant nicht weniger als die ultimative Stadt der Zukunft. Als Chef der Design Authority liegt es in seiner Macht, ganze Häuserblöcke in New York (bzw. City of New Rome) ohne große Vorwarnung abzureißen, wenn sie nicht in seine Vorstellungen passen. Sein Gegenspieler ist der Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito), der weiterhin auf Stahl und Beton setzen will und früher einmal als Oberstaatsanwalt gegen Caesar wegen Mordes an seiner eigenen Frau ermittelt hat.
Der Architekt hat eine heimliche Affäre mit der Nachrichtenmoderatorin Wow Platinum (Aubrey Plaza), die allerdings bald den steinreichen und steinalten Bank-Krösus Hamilton Crassus III (Jon Voight) heiraten soll. Dessen rachsüchtiger Sohn Clodio Pulcher (Shia LaBeouf) wiederum plant eine Karriere als Politiker, bei der ihm die omnipräsenten Stadtentwicklungspläne allerdings nur im Wege stehen. Und Caesar erkennt, dass ausgerechnet die Tochter des Bürgermeisters, Julia Cicero (Nathalie Emmanuel), die Frau seiner Träume ist…
Geschichte, Philosophie, LSD
Zwei Tage vor der Weltpremiere von „Megalopolis“ erschien ein Artikel in der britischen Zeitung The Guardian, in dem Crewmitglieder davon berichten, wie sie sich am Set die Frage gestellt haben, ob „dieser Typ überhaupt schon mal einen Film gedreht hat.“ Das ist gegenüber einem Regisseur wie Francis Ford Coppola nicht nur ungemein respektlos – man muss sich auch vielmehr die Frage stellen, ob nicht einfach die Crewmitglieder noch nie zuvor an einem derart visionsgetriebenen Projekt mitgearbeitet haben. Oder anders: Wenn am Set alles einfach nur glattläuft, dann kommt am Ende mit Sicherheit kein „Apocalypse Now“ dabei heraus!
Wobei der Vergleich mit dem Vietnamkriegs-Meisterwerk trotzdem hinkt, „Megalopolis“ ist nämlich noch mal um ein Vielfaches eigenwilliger und widerborstiger. In der ersten Hälfte versteht man nur sehr lose, worum es überhaupt geht – und auch wenn der Plot in der zweiten Hälfte etwas anzieht, stehen weiterhin die abgefahrenen Einzelmomente im Vordergrund. Mitunter fühlt sich das pausenlose, oft betont abstrakte Ideenfeuerwerk an, als würde man Stanley Kubricks bahnbrechenden „2001: Odyssee im Weltraum“ und die misslungene Leslie-Nielsen-Parodie „2002 – Durchgeknallt im All“ im selben Moment schauen. Oder wie ein besonders ambitioniertes Regietheaterstück, bei dem zuvor alle Zuschauer*innen gemeinsam verabredet haben, pünktlich mit dem Öffnen des Vorhangs einen LSD-Trip einzuschmeißen.
Was zum Teufel passiert da gerade?
Die namhaften Schauspieler*innen chargieren innerhalb einzelner Szenen zwischen Shakespeare und Schultheater, die Qualität der Spezialeffekte schwankt ebenfalls auffällig und der Ton wechselt von anspruchsvollen philosophischen Abhandlungen (in einer Szene sogar auf Lateinisch!) zu plattem Pennälerhumor. Wobei wir niemals auf den Auftritt von Jon Voight („Heat“) als römischer Robin Hood mit Riesen-Latte, der seinem rebellierenden Sohn gleich zwei Pfeile in den Allerwertesten schießt, verzichten wollen würden. Sowieso scheint Shia LaBeouf („Herz aus Stahl“) noch am ehesten mit seinem Regisseur auf einer Wellenlänge zu liegen – nennen wir es mal „künstlerisch kompromisslosen Pulp“, der in einer absolut wahnwitzigen Sexszene mit Aubrey Plaza seinen Höhepunkt findet.
Wobei die romantische Version auch nicht von schlechten Eltern ist, da spielen Caesar und Julia vor dem Beischlaf nämlich erst mal eine Runde „Backe, backe Kuchen“. Man könnte jetzt noch zahllose weitere WTF-Momente aufzählen, zumal Coppola in den 138 Minuten auch mehr verschiedene Stilmittel und Verfremdungseffekte einsetzt als die allermeisten Regisseur*innen in ihrer kompletten Karriere. Vermutlich ist „Megalopolis“ sogar der experimentellste Film seiner Preisklasse, der jemals gedreht wurde – und da liegen langweiliger, prätentiöser Egotrip und visionäre Kulmination eines ohnehin überragenden filmischen Schaffens plötzlich ganz dicht beieinander. Wie ihr auf den Film reagieren werdet, können wir euch deshalb leider nicht vorhersagen – dafür ist er schlicht zu einzigartig.
Fazit: Visionärer kann ein Film kaum sein – allerdings dürfte diese Vision bei einem beträchtlichen Teil des Publikums vor allem für Frustration sorgen. Wäre „Megalopolis“ wie ursprünglich geplant tatsächlich Anfang der 1980er entstanden, dann hätte er heutzutage sicherlich den Ruf als einer der legendärsten Flops der Kinogeschichte – sowie als unangefochtener Kultfilm! Und im Jahr 2024 wird die Sache wohl nicht großartig anders ausgehen.
Genre:
Sci-Fi, Drama
Regie:
Francis Ford Coppola
Darsteller:
Adam Driver, Giancarlo Esposito, Nathalie Emmanuel
Filmlänge (min):
138
Altersfreigabe:
FSK ab 16 freigegeben
Produktionsland:
USA
Erscheinungsjahr:
2024
Trailer
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